Anlass und Idee
„Die Skulptur BAUMKREUZ ist das Symbol für den Willen, Grenzen zu überschreiten. Das gilt vor allem für die Grenzen des Denkens“, so steht es auf einer Tafel am Grenzzaun. Genau dort, wo die Bundesstraße 7 die Hessisch-Thüringische Landesgrenze schneidet, 20 Kilometer westlich von Eisenach, nahe dem Ort Ifta, wurde am 16./17. November 1990 aus 140 Bäumen das BAUMKREUZ gepflanzt. Es sind zwei sich kreuzende Alleen, eine entlang der Bundesstraße, eine auf dem ehemaligen Todesstreifen. Dazwischen steht der Grenzzaun. Der damalige Abrüstungsminister Rainer Eppelmann hatte genehmigt, den Grenzzaun zu erhalten. Heute ist es einer der längsten original erhaltenen Abschnitte in Deutschland.
Das BAUMKREUZ ist eine Start-Skulptur für eine Ost und West verbindende Allee zwischen Kassel und Eisenach. Es knüpft an den „erweiterten Kunstbegriff“ von Joseph Beuys und seine große Skulptur „7000 Eichen“ in Kassel an. Die Gesellschaft ist als soziale Plastik zu begreifen. Das heißt: Wir können sie gestalten. Darauf wollte Beuys mit seinem Satz „Jeder Mensch ein Künstler“ hinaus. Jede und jeder von uns hat die Veranlagung zur Bürgerin, zum Bürger, fähig, Verantwortung zu übernehmen fürs Ganze. Vom BAUMKREUZ ist es damit nicht weit bis zu den Kernfragen unserer Zeit: Was hält uns zusammen, hier, in Europa, weltweit? Was meinen wir, wenn wir von Freiheit und von Demokratie reden? Wie frei sind wir und wie demokratisch? Wir feiern den Mauerfall, aber was ist mit den Zäunen und Mauern, die andernorts gebaut werden? Sind wir der ökologischen Frage gewachsen? Und was braucht es, damit wir es sind?
Jedes Jahr – immer am ersten Samstag im November – kommen Menschen aus ganz Deutschland zum BAUMKREUZ und helfen, das Projekt fortzuführen. So sind zwischen dem BAUMKREUZ und Eisenach mehr als 1.000 Bäume gepflanzt worden, meist Linden. Auch auf Kassel zu wurde an der Allee gearbeitet, allerdings weniger als in Thüringen. Eine Verordnung, die unterbindet, dass an Bundesstraßen Alleebäume gepflanzt werden, hat eine Weiterarbeit schließlich verhindert. Heute kann an der Bundesstraße nur noch hinter Leitplanken gepflanzt werden. Auf dem Grenzstreifen hat das so genannte Eschentriebsterben insbesondere den jungen Eschen zugesetzt. Viele Eschen mussten durch Spitzahorne ersetzt werden, die zudem besser Trockenperioden überstehen.
Das BAUMKREUZ ist Ausdruck dafür, dass wir etwas verändern können, wenn wir es wollen. Es ist angekreuzt, dass wir uns zu kümmern haben. Gleichzeitig ist durchkreuzt, dass alles so bleiben muss, wie es ist. Die Bäume wachsen.
Begründet wurde das BAUMKREUZ von dem gemeinnützigen „Unternehmen Wirtschaft und Kunst – erweitert“. Mit der Auflösung des Unternehmens übernahm 2014 der BUND Thüringen e.V. die Trägerschaft. Von Beginn an ist der OMNIBUS für Direkte Demokratie, gGmbH mit dem BAUMKREUZ partnerschaftlich verbunden.
Wer gemeinsam Bäume pflanzt, ist auch gemeinsam dafür verantwortlich, dass sie alt werden können. Das verbindet die wachsende BAUMKREUZ-„Gemeinde“ – ein Zusammenschluss von Menschen aus Kunst, Wirtschaft, der Ökologie- und Bürgerrechtsbewegung aus Ost und West sowie von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region.